+++ Key­note: Stra­te­gien und Ansät­ze der Arbeits-markt­in­te­gra­ti­on­ge­flüch­te­ter Men­schen in Öster­reich am Bei­spiel Wien +++

Von Mari Steindl (Volks­hil­fe Wien), Keynote

Zwi­schen 2015 und 2024 wur­den in Öster­reich rund 433.561 Asyl­an­trä­ge gestellt. Die Mehr­heit der Antragsteller*innen kam aus Syri­en (123.180), Afgha­ni­stan (95.114), Indi­en, Irak und Marok­ko. Beson­ders auf­fäl­lig ist der hohe Anteil an min­der­jäh­ri­gen Geflüch­te­ten (147.960, davon ca. 40.900 unbe­glei­tet). Schutz­ge­wäh­run­gen (Asyl, sub­si­diä­rer Schutz) beka­men 82.894 Män­ner (35%), 41.403 Frau­en (81%) und 95.629 Min­der­jäh­ri­ge (64%).

Regio­na­le Ver­tei­lung und Inte­gra­ti­on in Wien

Anders als in Deutsch­land ist Wien als ein­zi­ge Groß­stadt Öster­reichs mit vie­len u.a. auch sozia­len Ange­bo­te ein Anzie­hungs­punkt für geflüch­te­te Men­schen, vor allem nach einem posi­ti­ven Bescheid. Aber auch 45 % der Per­so­nen, die Ende 2024 Grund­ver­sor­gung (ähn­lich den Asyl­be­wer­ber­leis­tun­gen in D., die Red.) erhiel­ten, leb­ten in Wien. Die Stadt ist somit ein zen­tra­ler Ort für Inte­gra­ti­ons­maß­nah­men und inno­va­ti­ve Pro­jek­te zur Arbeits­markt­in­te­gra­ti­on. Anzie­hungs­punkt sind natür­lich die ein­zel­nen Com­mu­ni­ties, die in Wien orga­ni­siert sind. Im Fol­gen­den wer­den exem­pla­ri­sche eini­ge wich­ti­ge Ange­bo­te vorgestellt.

Das schul­ana­lo­ge Modell ver­mit­telt Basis­bil­dung (Deutsch, Mathe­ma­tik, Demo­kra­tie­ver­ständ­nis, Gleich­stel­lung, Finanz­kom­pe­tenz). Zusatz­an­ge­bo­te wie Werk­statt­be­su­che, Prak­ti­ka und Work­shops ergän­zen das Pro­gramm. Rund 4.000 Jugend­li­che neh­men teil, etwa 25 % fan­den bis jetzt eine Beschäf­ti­gung, 45 % star­te­ten eine Folgeausbildung.

Die­ses Ange­bot, das es seit 2023 gibt, rich­tet sich an alle neu zuge­wan­der­ten Jugend­li­chen und jun­gen Erwach­se­nen mit Pflicht­schul­ab­schluss. Inhal­te sind u. a. Deutsch, Mathe, Eng­lisch, Berufs­ori­en­tie­rung und digi­ta­le Grund­bil­dung. 2024 wur­den 50 Per­so­nen in Aus­bil­dung oder Arbeit ver­mit­telt, 105 absol­vier­ten Deutschprüfungen.

Ziel­grup­pe sind jugend­li­che Asyl­be­rech­tig­te und sub­si­di­är Schutz­be­rech­tig­te. Das Pro­jekt bie­tet Sprach­för­de­rung, Berufs­ori­en­tie­rung, Bewer­bungs­trai­ning und Prak­ti­ka. 2024 wur­den 53 von 60 Teil­neh­men­den erfolg­reich vermittelt.

Für Asyl­be­rech­tig­te und sub­si­di­är Schutz­be­rech­tig­te über 25 Jah­re bie­tet das Pro­gramm Deutsch­un­ter­richt, Basis­bil­dung, Berufs­ori­en­tie­rung und sozi­al­päd­ago­gi­sche Beglei­tung. 153 Teil­neh­men­de wur­den in Job oder Aus­bil­dung vermittelt.

Das Pro­gramm unter­stützt Frau­en und Män­ner mit Schutz­sta­tus oder Dritt­staats­an­ge­hö­rig­keit ohne for­ma­le Qua­li­fi­ka­ti­on beim Ein­stieg in den Arbeits­markt. Die Ver­mitt­lungs­quo­te liegt bei 44 %.

Die Bera­tungs­stel­le Per­spek­tivo der Volks­hil­fe Wien unter­stützt Ver­trie­be­ne aus der Ukrai­ne ab 14 Jah­ren bei Fra­gen zu Bil­dung, Arbeits­auf­nah­me und Inte­gra­ti­on. Es gibt Zusatz­an­ge­bo­te wie Dia­log­ca­fés, Bewer­bungs­trai­nings und Sprachcafés.

Erkennt­nis­se und Her­aus­for­de­run­gen

Geflüch­te­te nach 2016 hat­ten oft län­ge­re Auf­ent­hal­te in Tran­sit­län­dern, was zu Depri­va­ti­on und weni­ger Bil­dung führ­te. Die Arbeits­markt­in­te­gra­ti­on ist beson­ders für spä­ter Geflüch­te­te und ver­hei­ra­te­te Frau­en her­aus­for­dernd. Best Prac­ti­ces sind Job­mes­sen, Men­to­ring, kom­bi­nier­te Ange­bo­te (Deutsch & Arbeit) und indi­vi­du­el­les Case Manage­ment. Ins­ge­samt soll­te bei geflüch­te­ten Men­schen die soge­nann­te Bridging Capa­ci­ty geför­dert werden.

Aus­blick und Empfehlungen

Emp­foh­len wer­den ein schnel­le­rer Arbeits­markt­zu­gang, mehr huma­ni­tä­re Hil­fe vor Ort, lega­le Flucht­we­ge, ein­heit­li­che euro­päi­sche Asyl­ver­fah­ren und eine euro­päi­sche Ver­mitt­lungs­agen­tur für Aus­bil­dung und Arbeit. Ziel ist eine nach­hal­ti­ge Inte­gra­ti­on und gesell­schaft­li­che Teilhabe.

Die Prä­sen­ta­ti­on zur Key­note fin­den Sie hier.