+++ Work­shop 4: Hal­tung zei­gen! Metho­den im Umgang mit Ras­sis­mus in der Beratungspraxis +++

Mode­ra­ti­on: Jan­nik Veen­huis (Refe­rent für Ras­sis­mus­kri­tik und Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung, Olden­burg), Fran­cis­ca San­chez Manz­ana­res Fran­cis­ca Sán­chez Manz­ana­res (Pro­jekt „Cari­Gui­de in Han­no­ver und Regi­on“, Cari­tas­ver­band Han­no­ver e.V.)

Im Work­shop reflek­tier­te die Grup­pe zum Ein­stieg zwei zen­tra­le Fragen:

  • Was bringt uns in die­sen Work­shop? (Auf wel­che Situa­tio­nen wol­len wir reagie­ren oder uns vorbereiten?)
  • Wann wird aus einer Aus­sa­ge ein Pro­blem – wann ist Reagie­ren not­wen­dig, wann mög­lich, wann verzichtbar?

Zen­tra­le Erkenntnis:

Wie wir auf ras­sis­ti­sche oder ander­wei­tig pro­ble­ma­ti­sche Aus­sa­gen reagie­ren, hängt stark vom Kon­text ab. Wenn eine wei­te­re Zusam­men­ar­beit wich­tig ist, kann es sinn­voll sein, beson­nen zu han­deln, um die Bezie­hung – und damit auch das eige­ne Anlie­gen oder das der Klient*innen – nicht zu gefähr­den. Das nimmt zugleich den Druck, in jeder Situa­ti­on „per­fekt“ reagie­ren zu müs­sen. Oft ist es klü­ger, eine Situa­ti­on spä­ter zu reflek­tie­ren, erneut anzu­spre­chen oder über indi­rek­te Wege (posi­ti­ve Erzäh­lun­gen, Per­spek­tiv­wech­sel) Ein­fluss zu neh­men. Ent­schei­dend ist die Fra­ge: Wol­len wir recht haben oder etwas bewir­ken? – bei­des gelingt nicht immer zugleich.

Leit­ge­dan­ken für eine direk­te Reaktion

  • Ruhe bewah­ren: Wer ruhig bleibt, denkt kla­rer und bie­tet kei­ne Angriffs­flä­che. Emo­tio­nen dür­fen spür­bar sein, soll­ten aber bewusst genutzt wer­den – z. B. durch Rol­len­dif­fe­renz:
    „Pri­vat wür­de ich sagen …, aber in mei­ner Rol­le als …“ oder umgekehrt.
  • Scham­freie Räu­me: Wenn Ver­än­de­rung statt Recht­be­hal­ten das Ziel ist, braucht es Kom­mu­ni­ka­ti­on, die das Gegen­über nicht beschämt. Hilf­reich ist der Drei­klang Ver­ste­hen – Ver­ständ­nis zei­gen – aber nicht ein­ver­stan­den sein.
  • Das „R‑Wort“ ver­mei­den: Ras­sis­mus muss nicht immer expli­zit benannt wer­den. Oft lässt sich pro­ble­ma­ti­sches Ver­hal­ten anspre­chen, ohne den Begriff zu ver­wen­den – das kann Gesprächs­räu­me offenhalten.
  • Bin­dung vor Bil­dung: Bezie­hun­gen bie­ten Schutz­räu­me, um Kri­tik aus­zu­hal­ten – aber auch Gren­zen. Nähe ermög­licht, kri­ti­scher zu sein, ohne die Ver­bin­dung zu gefährden.
  • Per­spek­tiv­wech­sel anbie­ten: Betrof­fe­ne Per­spek­ti­ven benen­nen („Für vie­le ist das ver­let­zend / irri­tie­rend“) hilft, die Wir­kung einer Aus­sa­ge nach­voll­zieh­bar zu machen.
  • Betrof­fe­ne schüt­zen (nicht ret­ten): Schutz kann auch non­ver­bal sein – etwa durch Blick­kon­takt oder spä­te­re Anspra­che. Nicht alle Betrof­fe­nen möch­ten offe­ne Intervention.
  • Wis­sen erwei­tern: Je bes­ser wir die Lebens­rea­li­tä­ten betrof­fe­ner Men­schen ken­nen, des­to empa­thi­scher und reflek­tier­ter kön­nen wir reagieren.
  • Ansprech­bar blei­ben: Oft ist es wich­ti­ger, im Nach­hin­ein ins Gespräch zu kom­men, als im Moment per­fekt zu reagie­ren. Hal­tung und Offen­heit sind ent­schei­den­der als Schlagfertigkeit.

Fazit:
Nicht die per­fek­te Ant­wort zählt, son­dern eine reflek­tier­te Hal­tung. Die­se ent­steht im Pro­zess – durch Wis­sen, Selbst­re­fle­xi­on und den Mut, auch Unsi­cher­heit auszuhalten.

Refe­ren­ten­kon­takt:
jannik.veenhuis@posteo.de

www.jannikveenhuis.de

Pod­cast-Link zu „Fal­a­fel % Cham­pa­gner“: https://falafelundchampagner.podigee.io/

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