Moderation: Jannik Veenhuis (Referent für Rassismuskritik und Organisationsentwicklung, Oldenburg), Francisca Sanchez Manzanares Francisca Sánchez Manzanares (Projekt „CariGuide in Hannover und Region“, Caritasverband Hannover e.V.)
Im Workshop reflektierte die Gruppe zum Einstieg zwei zentrale Fragen:
- Was bringt uns in diesen Workshop? (Auf welche Situationen wollen wir reagieren oder uns vorbereiten?)
- Wann wird aus einer Aussage ein Problem – wann ist Reagieren notwendig, wann möglich, wann verzichtbar?
Zentrale Erkenntnis:
Wie wir auf rassistische oder anderweitig problematische Aussagen reagieren, hängt stark vom Kontext ab. Wenn eine weitere Zusammenarbeit wichtig ist, kann es sinnvoll sein, besonnen zu handeln, um die Beziehung – und damit auch das eigene Anliegen oder das der Klient*innen – nicht zu gefährden. Das nimmt zugleich den Druck, in jeder Situation „perfekt“ reagieren zu müssen. Oft ist es klüger, eine Situation später zu reflektieren, erneut anzusprechen oder über indirekte Wege (positive Erzählungen, Perspektivwechsel) Einfluss zu nehmen. Entscheidend ist die Frage: Wollen wir recht haben oder etwas bewirken? – beides gelingt nicht immer zugleich.
Leitgedanken für eine direkte Reaktion
- Ruhe bewahren: Wer ruhig bleibt, denkt klarer und bietet keine Angriffsfläche. Emotionen dürfen spürbar sein, sollten aber bewusst genutzt werden – z. B. durch Rollendifferenz:
„Privat würde ich sagen …, aber in meiner Rolle als …“ oder umgekehrt. - Schamfreie Räume: Wenn Veränderung statt Rechtbehalten das Ziel ist, braucht es Kommunikation, die das Gegenüber nicht beschämt. Hilfreich ist der Dreiklang Verstehen – Verständnis zeigen – aber nicht einverstanden sein.
- Das „R‑Wort“ vermeiden: Rassismus muss nicht immer explizit benannt werden. Oft lässt sich problematisches Verhalten ansprechen, ohne den Begriff zu verwenden – das kann Gesprächsräume offenhalten.
- Bindung vor Bildung: Beziehungen bieten Schutzräume, um Kritik auszuhalten – aber auch Grenzen. Nähe ermöglicht, kritischer zu sein, ohne die Verbindung zu gefährden.
- Perspektivwechsel anbieten: Betroffene Perspektiven benennen („Für viele ist das verletzend / irritierend“) hilft, die Wirkung einer Aussage nachvollziehbar zu machen.
- Betroffene schützen (nicht retten): Schutz kann auch nonverbal sein – etwa durch Blickkontakt oder spätere Ansprache. Nicht alle Betroffenen möchten offene Intervention.
- Wissen erweitern: Je besser wir die Lebensrealitäten betroffener Menschen kennen, desto empathischer und reflektierter können wir reagieren.
- Ansprechbar bleiben: Oft ist es wichtiger, im Nachhinein ins Gespräch zu kommen, als im Moment perfekt zu reagieren. Haltung und Offenheit sind entscheidender als Schlagfertigkeit.
Fazit:
Nicht die perfekte Antwort zählt, sondern eine reflektierte Haltung. Diese entsteht im Prozess – durch Wissen, Selbstreflexion und den Mut, auch Unsicherheit auszuhalten.
Referentenkontakt:
jannik.veenhuis@posteo.de
Podcast-Link zu „Falafel % Champagner“: https://falafelundchampagner.podigee.io/
