Im Zeitraum 2010 bis 2020 sind rund 18 Millionen Menschen nach Deutschland zugewandert, gleichzeitig haben jedoch auch 13 Millionen Personen das Land wieder verlassen. Das Institut für angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) hatte bereits im Jahr 2022 zusammen mit dem Institut für Sozialforschung & Kommunikation (SOKO) im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit (BA) 2.000 Abgewanderte nach ihren Beweggründen gefragt. Die Ergebnisse sind vor dem Hintergrund aktueller Migrationsdebatten weiterhin von Relevanz. Demnach gibt es diverse Gründe für eine Rückwanderung aus Deutschland. So lagen für ein Viertel der Befragten insbesondere beschäftigungsbedingte Gründe vor (Arbeitslosigkeit, keine passende Beschäftigung, fehlende Anerkennung der beruflichen Qualifikation). Für ein weiteres Viertel der Abwanderungen waren vor allem aufenthaltsrechtliche Gründe ursächlich. Die fehlende soziale Integration war oftmals ebenfalls ein Faktor, wohingegen finanzielle Aspekte eher eine untergeordnete Rolle spielten. Rund die Hälfte der Befragten berichtete zudem über Diskriminierungserfahrungen während des Deutschlandaufenthalts (dies deckt sich mit den Ergebnissen einer OECD-Studie zu den Erfahrungen von ausländischen Fachkräften in Deutschland, über die wir in unserem Newsletter 1/2024 am 14.02.204 berichteten). In der Regel führte jedoch die Summe aus mehreren Gründen zur Rückkehrentscheidung. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Hochqualifizierte tendenziell länger in Deutschland bleiben, insbesondere wenn sie ihr Studium oder ihre Ausbildung in Deutschland abgeschlossen haben oder ihre ausländische Qualifikation anerkannt worden ist. EU-Freizügigkeitsberechtigte haben hingegen eine relativ kurze Aufenthaltsdauer. Die Forschenden kommen auf der Grundlage der Studienergebnisse insbesondere zu folgenden (vorläufigen) Empfehlungen: Zum einen sei ein verbesserter Zugang zu Sprachkursen vor allem im Bereich der Basissprachkurse notwendig. Des Weiteren bedürfe es mehr Transparenz zu Arbeitsrechten und Aufstiegschancen gerade für diejenigen, die in Deutschland im Helfersegment arbeiten – auch um sie ggf. mittelfristig als Fachkräfte zu halten. Weiterhin sollte die BA einen stärkeren Fokus auf die Beratung und Vermittlung durch die BA von beschäftigten Zugewanderte richten, die sich beruflich neu orientieren müssen oder wollen. Denn häufig seien Brüche im Erwerbsleben von ausländischen Fachkräften Anlass zur Abwanderung. |