5 Jahre + (1)-Coronajahr seit 2015 – Wo steht die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten heute?
Unter diesem Motto fand am 27. Oktober 2021 in der Akademie des Sports in Hannover der Start Guides Fachtag 2021 statt.
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Eröffnet wurde die Veranstaltung vom nds. Arbeits- und Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann. Der CDU-Politiker betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung einer guten Abstimmung zwischen allen an der Integrationsarbeit vor Ort beteiligten Kräfte. Mit Blick darauf, wie Geflüchtete auch nach der Corona-Pandemie weiter in den Arbeitsmarkt integriert werden können, sagte er: „Unsere bisherigen Investitionen in Sprachkurse und berufliche Qualifizierung sowie auch die persönlichen Anstrengungen der Geflüchteten selbst, sich gut zu integrieren, dürfen nicht umsonst gewesen sein. Das Niedersächsische Arbeitsministerium unterstützt deshalb im Rahmen des „Start Guides“-Programms und weiterer Maßnahmen gezielt regionale Projekte, die Geflüchtete bei der Integration in Ausbildung und Beruf begleiten.“ Damit vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels keine dringend benötigten Nachwuchskräfte durch das Raster fielen, schlug Althusmann vor, bei Bedarf Erleichterungen im theoretischen Teil der Berufsausbildung zu ermöglichen. „Bei der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten ist noch Luft nach oben,“ so der Minister.
Auch Ulrich Kupczik, stellvertretender Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück e. V. betonte als Repräsentant der Trägerorganisation des „Start Guides“-Koordinierungsprojekts „Zentrale Beratungsstelle „Arbeitsmarktintegration und Fachkräftesicherung (ZBS AuF III)“ die gesellschaftliche Bedeutung der Arbeitsmarktintegration von in Niedersachsen lebenden Geflüchteten: „Die Integration in den Arbeitsmarkt ist ein wesentlicher Baustein für eine gelingende Integration. Die notwendigen Rahmenbedingungen für eine faire Teilhabe am Erwerbsleben zu schaffen, ist dabei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“
In den folgenden Fachbeiträgen nahm insbesondere der Aspekt des Deutscherwerbs im Zusammenhang mit der nachhaltigen In den folgenden Fachbeiträgen nahm insbesondere der Aspekt des Erlernens der deutschen Sprache im Zusammenhang mit der nachhaltigen Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten eine herausragende Rolle ein.
Prof. Dr. Birgit Behrensen von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU) rief in ihrem Keynotebeitrag am Vormittag dazu auf, individuelle Lernbegabungen auch beim Deutscherwerb zu berücksichtigen. Für viele Menschen könne auch der Arbeitsplatz den idealen Lernort für die Weiterentwicklung der Deutschkenntnisse darstellen. Wenn es gut laufe, verstärkten sich der Erwerb der deutschen Sprache und der Ausbau von beruflich notwendigen Fähigkeiten gegenseitig. Außerdem sei es erforderlich, über die Ausweitung von Möglichkeiten des Nachteilsausgleichs sowie über den Ausbau des Angebots an individueller (Deutsch)förderung nachzudenken. Eine ausführliche Zusammenfassung des Beitrags von Prof. Dr. Behrensen finden Sie hier.
Dr. Sekou Keita vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit ging in seinem Vortrag zu Beginn des Nachmittagsprogramms auf die berufliche Eingliederung von Geflüchteten in den deutschen Arbeitsmarkt ein. Dr. Keita betonte u.a., dass die Erfolge und Fortschritte Geflüchteter beim Deutscherwerb unmittelbar mit der Teilnahme an Sprachkursen zusammenhängen. In diesem Kontext wies der Arbeitsmarkforscher u.a. auch auf die geringeren Teilnahmequoten von Frauen an Deutschkursen sowie die Verzögerungen bei der Einmündung von Frauen in den deutschen Arbeitsmarkt hin. Zur Präsentation von Herrn Dr. Keita geht es hier.
Zum Abschluss des Fachtages kamen in einer Podiumsdiskussion Praktikerinnen und Praktiker aus Arbeitsmarktprojekten und der Arbeitsverwaltung zu Wort. Sigmar Walbrecht vom Flüchtlingsrat Niedersachsen, Lars Hellmers von der Maßarbeit Osnabrück, Malte Diercks vom nds. IHAFA-Projekt sowie Mareke Janssen, als Vertreterin aus dem Start Guides – Netzwerk, diskutierten unter Einbeziehung des Publikums über verschiedene Herausforderungen und Problemstellungen in der Praxis. Im Fokus stand u.a. die Forderung, die Angebote der Aus- und Weiterbildung sowie Deutschkurse – insbesondere für geflüchtete Frauen – auszuweiten und aufenthaltsstatusunabhängig für alle Zuwanderungsgruppen zu öffnen.
Als ein Lösungsansatz für die Entwicklung individueller, niedrigschwelliger und an regionale Bedarfe angepasster Angebote wurde der Ausbau individueller Sprachförderung ins Spiel gebracht. Ein entsprechendes Angebot hat zum Beispiel die Maßarbeit Osnabrück seit einigen Jahren im Programm. Mit dem Sprachförderangebot „Sprache, EQ, Ausbildung und Beschäftigung (SEAB)“ können Migrantinnen und Migranten auch niedrigschwellig am Arbeitsplatz und als Einzelunterricht eine Deutschsprachförderung erhalten.
Moderiert wurde der Fachtag von Tilman Zschiesche (ibbw consult GmbH).