„Triple Win“ – Einwanderung zur Erwerbstätigkeit und Ausbildung fair gestalten: unter diesem Motto fand am 11. Oktober 2022 in Hannover der „Start Guides“ – Fachtag 2022 statt.
Eröffnet wurde der diesjährige „Start Guides“-Fachtag von Ute Stahlmann, Leiterin der Abteilung „Wirtschaftsordnung und Arbeitsmarkt“ im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung. In ihrem Eröffnungsgrußwort verwies Stahlmann auf das bevorstehende Ausscheiden der geburtenstarken „Babyboomer“-Jahrgänge 1955–1970 aus dem Erwerbsleben. Zeitgleich rücken deutlich weniger junge Erwerbstätige nach. Deshalb habe die Gewinnung von Fach- und Nachwuchskräften aus dem Ausland eine hohe Bedeutung. Stahlmann appellierte an Wirtschaftsverbände und Kammern, mehr betriebsübergreifende Anwerbeprojekte zu initiieren. So könnten auch kleine und mittlere Unternehmen die Personalrekrutierung im Ausland leichter nutzen. Das „Triple Win“-Konzept könne helfen, gute Anwerbeprojekte zu konzipieren und ausländische Fachkräfte so nachhaltiger für Deutschland zu gewinnen, da es die Erwartungen von Erwerbsmigranten von Anfang an mit in den Blick nehme.
Der Konzeptidee des „Triple Win“ folgend, schöpfe (Arbeits-)Migration ihr gesamtes positives Potenzial nur dann aus, wenn auch die Entwicklungschancen der Herkunftsländer sowie der Migranten selbst Berücksichtigung finden. Es geht also darum, einen Gewinn für alle drei am Migrationsprozess beteiligten Akteure zu erzielen. Der “Triple Win” — Ansatz soll so für mehr Fairness bei der Gestaltung von Migration sorgen.
Veranstaltet wurde der Fachtag vom „Start Guides“- Koordinierungsprojekt „Zentrale Beratungsstelle Arbeitsmarktintegration und Fachkräftesicherung (ZBS AuF III)“ in Trägerschaft des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück e. V. (DiCV-OS).
Marcus Drees, Leiter der Fachstelle Pflege und Altenhilfe beim Diözesancaritasverband, betonte: „Es ist wichtig, uns über die Gestaltung der Rahmenbedingungen von Migrationsprozessen Gedanken zu machen. Als Träger diverser Einrichtungen der Pflege und Altenhilfe spüren auch wir als Arbeitgeber ganz akut den Mangel an qualifizierten Fachkräften. Konkret steht im Emsland ein Pilotprojekt zur Anwerbung von Pflegenachwuchspersonal aus Vietnam in den Startlöchern. Im gesamten Prozess der Anwerbung- und Ausbildung kooperieren wir mit einer staatlich zertifizierten Fachagentur. So stellen wir sicher, dass unser Recruiting nach fairen und ethisch vertretbaren Standards abläuft. Hierzu zählen zum Beispiel die vollständige Transparenz gegenüber den Migrationskandidatinnen, eine angemessene Entlohnung von Beginn an sowie die Übernahme sämtlicher Kosten durch den Arbeitgeber“.
Drees führte weiterhin aus, dass der Verband sowohl wichtige Beratungsarbeit in verschiedenen Arbeitsmarktprojekten anbiete, als auch als Arbeitgeber einen Beitrag zu einem „Triple Win“ leiste. Drees weiter: „Gleichzeitig ist die Integration von bereits hier lebenden Geflüchteten eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dabei gilt für uns der Grundsatz: Vor der Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte liegt unser Fokus auf der Aktivierung der Erwerbspotenziale bereits hier lebender Menschen. Die Beschäftigung und Ausbildung von Geflüchteten beziehen wir somit ausdrücklich in unsere Personalbeschaffungsstrategie ein.“
Hintergrund
In Niedersachsen unterstützen 23 regionale „Start Guide“-Projekte die Arbeitsmarktintegration von internationalen Zugewanderten mit und ohne Fluchthintergrund. Die „Start Guides“ beraten Zugewanderte und Betriebe aus Niedersachsen passgenau bei der Anbahnung von Ausbildungen und Beschäftigungsverhältnissen und unterstützen beide Seiten durch praktische Hilfen bei der betrieblichen Integration sowie bei Fragen zum Aufenthaltsrecht oder zur Arbeitsmarktförderung.
Der jährlich durchgeführte Fachtag des Start-Guides Netzwerks ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit einschlägigen Fachthemen sowie den Erfahrungsaustausch und die Vernetzung von Beratungsstellen und weiteren Arbeitsmarktakteuren aus ganz Niedersachsen.
Das Koordinierungsprojekt ZBS AuF III unterstützt die Arbeit der „Start Guides“ sowie weiterer Beratungsstellen durch rechtliche Beratung und Fachinformationen. Weitere Informationen: www.zbs-auf.info
Interessierte können zudem einen kostenlosen Newsletter zu Themen rund um die Arbeitsmarktintegration von internationalen Zugewanderten beziehen.
Das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung fördert das „Start Guides“ – Programm im Zeitraum 2021–2023 mit ca. 4,5 Mio. Euro aus Landesmitteln.