Die Zahl der in Niedersachsen gemeldeten Ausbildungsstellen ist bis September (aktuellster Wert) nach Angaben der Regionaldirektion (RD) Niedersachsen-Bremen der Bundesagentur für Arbeit (BA) gegenüber dem Vorjahr um knapp 6 % auf 53.498 gesunken. Die Zahl der Bewerberinnen um einen Ausbildungsplatz sank um 9,5% auf 49.385. Etwa jeder elfte Bewerberin hatte einen Fluchthintergrund.
Für den Rückgang der verfügbaren Ausbildungsstellen werden in erster Linie die wirtschaftlichen Belastungen in Folge der Corona-Pandemie verantwortlich gemacht. Dabei wirkte die Corona-Pandemie eher wie ein Katalysator für schon zuvor bestehende Probleme auf dem Ausbildungsmarkt, wie durch den bereits im Mai dieses Jahres veröffentlichten Bundesbildungsbericht deutlich wurde. So gab es bundesweit bereits in 2019 einen Rückgang bei Nachfrage und Angebot in der dualen Ausbildung: die Nachfrage ging um 1,1 % zurück, die Vertragsabschlüsse um 1,2 % und die gemeldeten Stellen um 1,8 %.
In den Konsultationen zum Bundesbildungsbericht im Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung am 29.10.20 bewerteten die Vertreterinnen der Parteien – trotz der grundsätzlichen Sorge über die Entwicklung am Ausbildungsmarkt – die gegenwärtige Situation unterschiedlich: während der CDU-Vertreter Thomas Rachel erleichtert feststellte, dass der Ausbildungsmarkt durch die Corona-Pandemie nicht so dramatisch geschrumpft sei, wie befürchtet, kritisierte Dr. Birke Bull-Bischoff von den Linken die besonderen Auswirkungen für Neuzugewanderte. Ihr zu Folge habe die Corona-Krise insbesondere zu einem Rückgang bei außerbetrieblichen Berufsausbildungen geführt. Dies treffe vor allem junge Menschen mit und ohne Hauptschulabschluss, darunter viele junge Migrant*innen. Darüber hinaus forderte Bull-Bischoff ein Recht auf Ausbildung.